Sie zügelten die Pferde, stiegen ab und zogen sich, nachdem sie von ihren treuen Dienern empfangen wurden, in den Schaten der Arkaden zurück, um die von der Sonne versengte Stirn abzukühlen. Sie ließen sich baden und mit duftenden Ölen einreiben, sie speisten, verwöhnten ihre Ohren mit klagenden Flöten und Tamburinen und ihre Augen mit den sanften Bewegungen weiblicher Arme und Brüste. Sie schliefen mit ihren Lieblingsfrauen, fielen in leichten Schlaf und suchten im Morgengrauen ihre vor den Augen der Nachbarn verborgenen Gärten auf, um über den Tau der jungen Rosenknospern zu sinnen.
Sie hatten die ganze Erde durchstreift, hatten alle Religionen kennengelernt und alle Burgen der Welt. Die krummen Gäßchen, kargen Mauern und hageren Minarette ihrer Stadt stellten sie nicht mehr zufrieden. Auch die Stelle, an der sie erbaut worden war, schien ihnen nicht mehr geeignet. Und was die schläfrige Gemütlichkeit betrifft, die jenseits der verschlossenen Tore herrschte, und nach der sie sich in der Fremde stets gesehnt hatten, eben diese widerte sie nun zutiefst an. So trafen sie sich nun im Hofe der Moschee und während sie sich die Füße im geweihten Wasser wuschen, beschlossen sie, den Koran zu verbrennen, die Stadt anzuzünden und eine neue aufzubauen, eine Stadt ohne Geschichte und ohne gleichen. Am selben Tag luden sie Harem und Habe auf Kamele, rissen alle Mauern ein und gaben sie dem Feuer preis. Sie bestiegen ihre schnellen Pferde und brachen auf, gefolgt vom schwerfälligen Zug der Karawane, um die am besten geeignete Stelle für die Errichtung der unglaublichen Zitadelle zu finden.
Sie irrten lange umher, ohne eine Wahl zu treffen, denn jedesmal fanden sie Gründe zur Unzufriedenheit. Mit der Zeit schlich sich der Zweifel in ihre Herzen. Ob sie wohl in der Lage wären, ihr Vorhaben durchzuführen? Und selbst wenn sie die passende Stelle fänden, ob nicht zufällig das Ergebnis ihres Schaffens eine Ähnlichkeit mit der zerstörten Stadt oder irgendeiner anderen zeigen würde? Manche bereuten es, nicht länger überlegt zu haben, ehe sie den Weg durch die Wüste gewählt hatten, und säten unendlichen, sinnlosen Zwist. Sogar die überzeugtesten fragten sich zuweilen, ob ihre Nachkommen ein Leben in der Stadt ohne Vergangenheit hinnehmen würden, oder ob sie nicht, ihrem Beispiel folgend, die neue Niederlassung abbrennen und zur Gründung einer anderen losziehen würden. Die schreckliche Ahnung eines solchen Verhängnisses lähmte alsbald jegliche Initiative.
Seither schlept sich das ketzerische Volk ziellos durch das Sandmeer; von Zeit zur Zeit erscheint ihnen, sie gleichsam an ihren Fluch errinernd, das mahnende Gespenst der nie begonnenen Stadt am Horrizont. Und für ein paar wenige Augenblicke erfüllt eine besessene und verlogene Freude die Menschen.
(Aus dem Band Cuadratura cercului [Die Quadratur des Kreises], Dacia Verlag, Klausenburg 2001)
Aus dem Rumänischen übersetzt von Anna Rogasch